das leben, eine eingebung...
Daran werde ich mich erinnern
An einem Oktobertag am Rande einer Stadt während einer Wartezeit: Ich gehe zwischen Bäumen mit goldenem Laub unter einem blauen Himmel spazieren, ins Unbekannte. Ich höre der Musik der Luft und dem Rascheln der Blätter zu und schlendere fröhlich vor mich hin.
Von weitem sehe ich einen Mann mit wilden grauen Haaren, der auf einem Mäuerchen sitzt. Er beobachtet mich, wie ich ankomme. Er grüßt mich nicht. Er sagt lediglich: „Sie sind bezaubernd.“
Oh. Mein Lächeln wird gross. Ich höre mich sagen: „Danke.“
Ohne nachzudenken und ohne innezuhalten füge ich hinzu: „Die Schönheit liegt in den Augen des Betrachters.“ Er sieht mir beim Weitergehen nach und sagt nur noch: „Daran werde ich mich erinnern.“
Ich kann kein Wort mehr sagen. Doch auch ich, Sir, werde mich daran erinnern, ja.
Menschsein heute
„Haben Sie eine Kundenkarte?“ Ich schaue die Person hinter dem Verkaufstisch an, die mir diese Frage stellt. Ich habe Wanderschuhe gekauft, Größe 45, aus braunem Leder. Die Verkäuferin ist etwa 30 Jahre alt. Sie trägt das Lächeln des letzten Verkaufsseminars, eines dieser Lächeln, die keine Falten aus Sonnenstrahlen geben. Ihre Arme ragen aus einer gebügelten weißen Bluse. Keine Tätowierung.
„Haben Sie die Kundenkarte?“ Nun habe ich zwei Spuren. Entweder sage ich ja und tue so, als würde ich in meiner Handtasche suchen, oder ich sage nein und füge hinzu, dass ich nur ungern Plastikkarten mit mir trage.
Ich schaue sie an. Dort in ihren Augen öffnet sich ein funkelnder Raum. Da höre ich mich sagen: „Vielleicht.“
Jetzt verändert sich der Blick der jungen Frau. Die Tür zu neuen Möglichkeiten hat sich geöffnet. Dort spiegeln ihre Augen die Farben eines Olivenbaums auf den Hügeln der Toskana in der Abenddämmerung. „Vielleicht?“, fragt sie trotzdem, “haben Sie sie vergessen?“
Oh ja, wie sie hatte ich es vergessen. „Oh ja, ich habe es vergessen. Ich habe die goldenen Funken in den Olivenbäumen auf den Hügeln der Toskana in der Abenddämmerung vergessen.“
Sie mustert mich. Ganz tief in ihrer Brust weiß sie. Entweder nimmt sie die Farben auf und riskiert sonnige Falten, oder sie denkt an ihren Bonus am Ende der Saison und zieht ihr Herz zusammen.
Sie zögert. Sie atmet aus. Atmet ein. Zwei, drei Mal.
Ich lächle sie nicht an.
Es ist ihre Wahl.
„Wählen Sie!“
Robbenfell
Bei Ebbe
werde ich immer langsamer
an der gleichen Abzweigung,
um auf die Sandbänke hinauszuschauen
Bist du da, Robbe? wartest du auf mich?
Wirst du mich an meine früheste Geschichte erinnern?
Ich halte meinen Atem an
Robbenfell, Seelenfell
Tauchen, um zu träumen
Träumen, um aufzusteigen
laut sprechen
Weit in der Ferne
verschmilzt der Horizont mit dem Meer.
Hier ist der Kopf auf der Höhe
des Himmels.
Allein
die Wildgänse im Anflug
wagen es,
laut zu sprechen.
Danke
Ich danke meinen Mitmenschen
dass sie mir diese Szenen
im großen Welttheater
schenken.
nichts ist genau
Oh, wie befreiend ist es
im Ungefähr-lichen zu leben.
Tanz zwischen 27,4 und 29,5 Tagen
Ich verneige mich
vor der Unbeständigkeit
lasse mich
von den Wellen des Lebens schaukeln
Ich folge der Natur
und tanze in den Rhythmen
des Mondes.
Dieses Mysterium
kann mir
nicht geraubt werden.
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Daran werde ich mich erinnern
An einem Oktobertag am Rande einer Stadt während einer Wartezeit: Ich gehe zwischen Bäumen mit goldenem Laub unter einem blauen Himmel spazieren, ins Unbekannte. Ich höre der Musik der Luft und dem Rascheln der Blätter zu und schlendere fröhlich vor mich hin. Von weitem sehe ich einen Mann mit wilden grauen Haaren, der auf einem Mäuerchen sitzt. Er beobachtet mich, wie ich ankomme. Er grüßt mich nicht. Er sagt lediglich: „Sie sind bezaubernd.“
Oh. Mein Lächeln wird gross. Ich höre mich sagen: „Danke.“
Ohne nachzudenken und ohne innezuhalten füge ich hinzu: „Die Schönheit liegt in den Augen des Betrachters.“ Er sieht mir beim Weitergehen nach und sagt nur noch: „Daran werde ich mich erinnern.“
Ich kann kein Wort mehr sagen. Doch auch ich, Sir, werde mich daran erinnern, ja.
Menschsein heute
„Haben Sie eine Kundenkarte?“ Ich schaue die Person hinter dem Verkaufstisch an, die mir diese Frage stellt. Ich habe Wanderschuhe gekauft, Größe 45, aus braunem Leder. Die Verkäuferin ist etwa 30 Jahre alt. Sie trägt das Lächeln des letzten Verkaufsseminars, eines dieser Lächeln, die keine Falten aus Sonnenstrahlen geben. Ihre Arme ragen aus einer gebügelten weißen Bluse. Keine Tätowierung.
„Haben Sie die Kundenkarte?“ Nun habe ich zwei Spuren. Entweder sage ich ja und tue so, als würde ich in meiner Handtasche suchen, oder ich sage nein und füge hinzu, dass ich nur ungern Plastikkarten mit mir trage.
Ich schaue sie an. Dort in ihren Augen öffnet sich ein funkelnder Raum. Da höre ich mich sagen: „Vielleicht“.
Jetzt verändert sich der Blick der jungen Frau. Die Tür zu neuen Möglichkeiten hat sich geöffnet. Dort spiegeln ihre Augen die Farben eines Olivenbaums auf den Hügeln der Toskana in der Abenddämmerung. „Vielleicht?“, fragt sie trotzdem, “haben Sie sie vergessen?“
Oh ja, wie sie hatte ich es vergessen. „Oh ja, ich habe es vergessen. Ich habe die goldenen Funken in den Olivenbäumen auf den Hügeln der Toskana in der Abenddämmerung vergessen.“
Sie mustert mich. Ganz tief in ihrer Brust weiß sie. Entweder nimmt sie die Farben auf und riskiert sonnige Falten, oder sie denkt an ihren Bonus am Ende der Saison und zieht ihr Herz zusammen.
Sie zögert. Sie atmet aus. Atmet ein. Zwei, drei Mal.
Ich lächle sie nicht an.
Es ist ihre Wahl.
„Wählen Sie!“
Robbenfell
Bei Ebbe
werde ich immer langsamer
an der gleichen Abzweigung,
um auf die Sandbänke hinauszuschauen
Bist du da, Robbe? wartest du auf mich?
Wirst du mich an meine früheste Geschichte erinnern?
Ich halte meinen Atem an
Robbenfell, Seelenfell
Tauchen, um zu träumen
Träumen, um aufzusteigen
laut sprechen
Weit in der Ferne
verschmilzt der Horizont mit dem Meer.
Hier ist der Kopf auf der Höhe
des Himmels.
Allein
die Wildgänse im Anflug
wagen es,
laut zu sprechen.
Danke
Ich danke meinen Mitmenschen
dass sie mir diese Szenen
im großen Welttheater
schenken.
nichts ist genau
Oh, wie befreiend ist es
im Ungenauen und
Ungefähr-lichen zu leben.
Tanz zwischen 27,4 und 29,5 Tagen
Ich verneige mich
vor der Unbeständigkeit
lasse mich
von den Wellen des Lebens schaukeln
Ich folge der Natur
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